Ein altes bedeutsames Gewerbe erhalten und pflegen — Floßfahrten auf der Enz —mit Kinderflößen und Nacht-Floßfahrt.
Die Flößerei ist seit 2022 Immaterielles Kulturerbe der UNESCO
Die Flößerfestgemeinschaft – bestehend aus dem Musikverein und Turnverein Neuenbürg – möchte ein traditionelles Gewerbe, wie es die Flößerei ist, bewahren und beleben, denn die Flößerei wurde lange Zeit auf der Enz auch in Neuenbürg betrieben. Holz aus dem Nordschwarzwald wurde Richtung Norden bis nach Holland transportiert.
Die älteste deutsche Urkunde über die Regelung der Flößerei ist der Vertrag vom 17. Februar 1342, welcher zwischen dem zu Pforzheim wohnenden Markgrafen Rudolf IV. und dem Grafen Ulrich von Württemberg zu Stuttgart beschlossen wurde und welcher den Betrieb der Flößerei auf der Enz, der Nagold, der Würm und dem Neckar regelte. Hauptpunkte des Vertrages waren:
- dass die Nagold und die Würm bis Pforzheim und die Enz bis Besigheim geöffnet werden, ebenso der Neckar bis Heilbronn, und dass diese Wasser für immer geöffnet bleiben.
- Wer auf diesen Wassern flößen will, hat an den Wehren Zoll zu zahlen Von diesen Zöllen sind Fluss- und Wehrbauten zu unterhalten und die “Floßgassen“ von durch Hochwasser hereingeschlepptem Geröll und größerem Gestein zu reinigen. Flößer und Holzhändler haben auf den Flößen und auf dem Heimwege freies Geleit, sei es Krieg oder Frieden.
Die Flößer der Enz und Nagold durften ihr Holz nur bis Pforzheim flößen und übergaben es dort zum Weiterflößen. Die Floß-Zeit war festgesetzt von Ostern bis St. Gallustag (16. Oktober), „damit die Schiffer die heilige Zeit der Fasten und Ostern, aber auch zu Weihnachten mögen daheimbleiben und ihnen auf dem Wasser von Kälte und Winter keinen Schaden erwachse“. Jedes Frühjahr, bevor das Flößen wieder anfing, musste der Bach/Fluss geräumt werden.
Die große Zeit der Flößerei ging Mitte des 19. Jahrhunderts langsam ihrem Ende zu. Infolge des Eisenbahnbaus wurde immer mehr Holz auf der Schiene transportiert, sogar aus weit abgelegenen Waldgebieten, die nicht an einem Fluss lagen. Auf der Enz fuhr das letzte Floß 1912. Die Flößerei wurde dann nur noch bis zum Sägewerk Krauth & Co. in Rotenbach wahrgenommen. In die Niederlanden ging es nur noch mit der Bahn.
Zusammengebaut wurde ein Floß in der sog. Wasserstube = Verbreiterung des Flusses mit angestautem Wasser vor einem Wehr, wo große Polter von Langholz gelagert waren. Diese wurden im Winter von Pferde- und Ochsenfuhrwerken von den umliegenden Wäldern herangefahren oder über sog. Riesen (eine Art Rutsche für Baumstämme) von den umliegenden Hängen zu Tal gebracht. Zum Anbinden wurde eine große Anzahl etwa gleich langer Stämme ins Wasser gelassen; diese wurden mit der Hakenstange herangezogen, zu Gestören von je 8 Stämmen; durch Ösen, die mit dem großen „Flozbohrer“ vorne und hinten angebracht wurden hindurch, wurden die Gestöre mit Wieden (gedrehte junge Tannen) zusammengebunden. Ein Enz-Floß hatte eine Länge von ca. 200 bis 250 Meter.
Das vorletzte Gestör trug die Sperre, Stommel genannt, zum Sperren d. h. zum Bremsen.
Zur Sicherheit werden heutzutage keine Wieden mehr verwendet, sondern Drahtseile, Stahlstifte und Schäkel, um die Gestöre zusammenzubinden, wie Sie nach dem Fassanstich an der Hirschbrücke sehen können
Eine Floßmannschaft bestand früher aus vier oder fünf Mann. Alle vier Tage war ein Floß gebunden und konnte abfahren. Ein Flößer stand auf dem Spitzen, um das Floß zu lenken mit der Flößerstange, der zweite Flößer stand am Lenkbengel, um beim Lenken zu helfen. Der jüngste Flößer musste dem Floß vorauslaufen, um die Stauwehre zu öffnen.
2023 läuft es so ab:
„Zum Flößen tragen wir eine Art Zunftkleidung, die an die der Zimmerleute erinnert; dazu die Flößerstiefel, die bis zur Hüfte reichen und an den Sohlen mit Nägeln beschlagen sind. Dies soll besseren Halt auf den rutschigen Stämmen bieten. Ein breitkrempiger Hut gehört auch dazu, heute oft geschmückt mit den Nadeln anderer Flößervereine – und dann natürlich die Flößerstange oder der Flößerhaken.
Eine Wehrdurchfahrt ist das eigentlich Spannende, aber auch das Gefährlichste an der Flößerei. Das alte Neuenbürger Mühlewehr wurde nach unten geöffnet und man konnte gut darüber fahren. Leider ist nach dem Neubau des Mühlewehrs eine Wehrdurchfahrt nicht mehr möglich. Heute fahren wir nur noch ein kleines Teilstück auf der Enz hin und her.
Das große Floß wird von der Hirschbrücke so weit es geht flussaufwärts geschoben. Wenn das Floß erst Mal in Bewegung ist, dann geht die Fahrt erstaunlich leicht vonstatten, obwohl das Floß – man staune – rund 40 Tonnen wiegt: Übrigens: Man wird natürlich auch wieder den traditionsreichen Ruf der Flößer – „Joggele sperr“ – hören, der früher den Flößern vom Ufer zugerufen wurde, um das Floß zum Anhalten zu animieren. Heute ist es ein Ruf, der die Freude am Floßfahren eindrucksstark zum Ausdruck bringt: „Joggele sperr“.
Flößen auf der Enz – eine Mühlewehrüberfahrt ist jetzt Vergangenheit.